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So bekommst du Presse für dein Produkt

Egal ob Software, Gartenmöbel oder veganer Lieferservice: Redaktionelle Erwähnungen sind für Selbstständige und Unternehmer ein Hauptgewinn. Denn sie sind nicht nur glaubwürdiger als Werbung, sondern auch noch kostenlos. Aber: Wenn du Presse für dein Produkt oder deine Dienstleistung haben möchtest, solltest du dir vorher vier wichtige Fragen stellen!

Für frisch gebackene Eltern ist ihr Baby das Schönste auf der Welt. Logisch!

Und ich könnte wetten: Dir geht es mit deinem Business ähnlich.

Egal, ob du Schmuck designst, Software für Finanzprodukte entwickelst oder einen Lieferdienst für vegane Spezialitäten gegründet hast: Du bist unendlich stolz auf dein „Baby“ und denkst: Das hat die Welt noch nicht gesehen!

Leider muss ich aber deine Begeisterung etwas bremsen: Es könnte sein, dass die Welt – und insbesondere die Pressewelt – das ein klein wenig anders sieht.

Vor allem, wenn du es mit deiner Begeisterung übertreibst: Meine Dienstleistung ist eine revolutionäre Idee! Mein Produkt ist eine nie dagewesene Erfindung!

Schreibst du so etwas in einer Pressemitteilung, passiert schlimmstenfalls das: Die Journalistin hört auf zu lesen und verschiebt deine Mail in den digitalen Müll. Denn bei Übertreibungen und Superlativen werden Journalisten ganz schnell misstrauisch. Das gehört zu ihrem Job!

Wie aber kannst du sie davon überzeugen, über dein Produkt und dich zu berichten – natürlich möglichst positiv? 

Indem du dir vor der Kontaktaufnahme diese vier Fragen stellst und ehrlich beantwortest.

Bist du eher der visuelle Typ? Dann kannst du dir die wichtigsten Inhalte auch hier ansehen anstatt zu lesen:

Frage 1: Was ist das ungewöhnlichste an meinem Produkt?

Wenn du jetzt sagst: „Na, alles natürlich, sonst hätte ich es ja nicht entwickelt“, dann ist das verständlich. Aber um in die Presse zu kommen, solltest du ein bisschen genauer werden.

Tritt also mal einen Schritt zurück und wechsle den Blick:  Was könnte Journalisten (und damit auch ihre Leser) denn wirklich interessieren?

Drei Beispiele: 

  1.  Nehmen wir mal an, du machst Gartenmöbel aus Treibholz und sammelst das Material dafür am Strand. Ja, das ist durchaus ungewöhnlich – aber noch interessanter ist für Journalisten die Frage, wie du auf die Idee für das Business gekommen bist und was du beim Materialsammeln alles so findest.

Die Bewertung, also dieses „Wow! Das ist cool, das ist nachhaltig, das ist revolutionär!“, kannst du dann ruhig der anderen Seite überlassen. 

  1. Du hast eine Finanzsoftware entwickelt, mit der nicht nur Familien und Singles den Überblick über ihre privaten Ausgaben behalten können, sondern auch WGs oder Bürogemeinschaften.

Auch da hilft es, wenn du erklären kannst, warum das relevant ist: Etwa, weil alternative Lebens- und Arbeitsformen zunehmen, weil mehr Menschen Apps und Finanzprodukte für den privaten Gebrauch nutzen, usw. 

  1. Du hast einen veganen Lieferservice gegründet. Das an sich ist noch nicht so besonders. Aber wenn bei dir jede Mahlzeit durch ein Baukastensystem an Lebensmittelunverträglichkeiten angepasst werden kann – das ist wirklich außergewöhnlich und eine Meldung wert!

Es geht also darum, dass du den Journalisten in kurzen, klaren Worten den Unique Selling Point (USP) deines Produkts klar machst. So ähnlich, wie du es bei einem potenziellen Geldgeber machen würdest. 

Frage 2: Was ist meine Story, was ist meine Haltung?

Produkte erzählen immer auch Geschichten – über dich als Gründerin und über die Welt, in der wir leben. 

Und Journalisten lieben Geschichten, das ist ihr Rohstoff. 

Jetzt braucht es nur noch ein Match – und da kannst du nachhelfen!

Bleiben wir bei den oben genannten Beispielen.

Du hast einen veganen Lieferdienst gegründet, vielleicht den ersten in deiner Stadt. Klar, das ist der Lokalzeitung möglicherweise eine Meldung wert, mehr aber nicht. 

Wenn du größer damit herauskommen willst, musst du tiefer in die Geschichten-Kiste greifen.

Du kannst on top etwas von dir erzählen, also z.B.: 

  • Schon deine Ur-Oma hat vegan gelebt (weil sie kein Geld für Fleisch hatte und dazu noch eine Eier-Allergie) und du hast das Kochen von ihr gelernt.
  • Du lebst selbst vegan, seitdem du [füge deinen Auslöse-Moment ein]. 
  • Du triffst immer mehr Arbeitsteams, Singles und Paare, die vegan leben. Sie alle haben sich jahrelang die Salami von der Pizza gepopelt und ein Lieferangebot vermisst.

Deine Gründungsstory solltest du immer parat haben, nicht nur für die Journalisten. Wie du deine Gründungsgeschichte spannend erzählst und aufschreibst, erfährst du in diesem Blogpost.

Vielleicht kannst du auch ein meinungsstarkes Statement formulieren, das zu deinem Business passt?

  • Gehst du vielleicht als Gründerin voran in Sachen Klimawandel und Gesundheit? 
  • Oder möchtest du Menschen überzeugen, ihre Ernährung umzustellen? 

Dann erzähl das den Journalisten! 
Und wenn du noch ein paar Tipps brauchst, wie du Journalisten am besten kontaktierst: Schau dir am besten dieses  Video an:

Du bist der IT-Experte mit der Finanz-App für Bürogemeinschaften und WGs.

Dann kannst du beispielsweise erzählen

  • wie die Teuerung der Mieten dazu führt, dass immer mehr berufstätige Menschen in Wohngemeinschaften zusammen leben. Aber dass sich bisher niemand Gedanken über die praktische Aufteilung der Haushalts-Ausgaben gemacht hat. 
  • Dass die neue Arbeitswelt dich in eine Bürogemeinschaft geführt hat. Und dass es dort regelmäßig Ärger darüber gab, wer wie viel für die Hafermilch und das Klopapier bezahlt hat. Und warum du anderen mit deiner App diesen Alltagsstress ersparen möchtest.

An diesen Finanz-App-Beispielen siehst du auch: Es kommt drauf an, mit wem du sprichst!

Eine überregionale Tageszeitung, die sich großen Gesellschaftsthemen widmet, wird eher auf den ersten Dreh anspringen. Eine Online-Newsseite für Studierende eher auf den zweiten.

Frage 3: Welches Magazin hat welche Formate?

Sicher kennst du die typischen Produktseiten in Frauenmagazinen: Mode, Design, Schönes. Du bist die Gründerin mit den Treibholz-Gartenmöbeln? Go for that – genau so etwas ist dort gefragt!

Aber auch andere Magazine und Zeitungen haben Formate, in denen sie gerne Produkttipps vorstellen, z.B. Geschenke-Specials zur Weihnachtszeit oder eine regelmäßige Rubrik, in der eine Neuentwicklung vorgestellt wird.

Solche Formate zu kennen, ist Gold wert, wenn du dein Produkt präsentiert sehen möchtest!

Wichtig ist, dass du dich mit dem Magazin, der Fernsehsendung oder der Zeitung intensiv beschäftigst, bevor du dort einen Journalisten anschreibst. So vermeidest du Streuverluste.

Im Klartext: Beim „Spiegel“ kannst du lange anklopfen und hoffen, dass er schöne Fotos plus Text von deiner Neuentwicklung druckt. Das wird nie passieren, denn beim „Spiegel“ gibt es einfach kein solches Format.

Der Spiegel hat in seinen Ressorts Deutschland, Wirtschaft, Kultur, Sport, Wissenschaft Rubriken wie

  • News
  • Meinung
  • Was macht ein… Beruf XY?
  • Familienalbum
  • Grafik der Woche

Darin ist kein Platz für Produkt-Vorstellungen.

Wenn du dich jetzt fragst: „Aber diese großen Leitmedien sind doch wichtig, wie komme ich da rein?“, dann lies nochmal nach unter Punkt zwei nach: Das kann mit der richtigen Story oder einem starken Statement funktionieren.

Frage 4: Welcher Journalist beschäftigt sich mit „meinen“ Themen?

Wenn du Journalisten kontaktierst, dann bitte nicht den Gesellschafts-Redakteur mit einem Wirtschafts-Thema – oder die Psychologie-Journalistin mit einem Produkt-Vorschlag.

Du solltest immer genau denjenigen kontaktieren, der sich auch wirklich mit deinem Themengebiet beschäftigt!

Starte bei deiner Recherche am besten damit, das richtige „Ressort“ für dein Thema zu finden.

Ein Ressort ist so etwas wie eine Abteilung innerhalb der Redaktion. Du kannst es dir wie in einem Kaufhaus vorstellen: In der einen Ecke gibt es Kinderkleidung, in der nächsten Männer-Mode, in der übernächsten Elektronik.

Du wirst in der Elektronik-Abteilung nicht erwarten, dass man dir Fragen zu Größen bei Babystramplern beantworten kann, richtig?

Es gibt für jeden Bereich einen richtigen Ansprechpartner. In Redaktionen ist es genau so. 

Bleiben wir bei unseren Beispielen: 

  1. Du bist die Frau mit dem veganen Lieferservice. Das heißt, du hast gleich mehrere Felder, auf denen dein Wissen als Gesprächspartnerin interessant sein könnte:
  • Gesundheit und Ernährung
  • Wirtschaft (schließlich hast du gerade gegründet und könntest von deinen Erfahrungen erzählen)
  • Gesellschaft (Ernährung hat immer auch soziale und psychologische Aspekte)
  1. Du bist der Mann mit der Finanzsoftware. Das heißt: Geld und Finanzen sind dein wichtigstes Thema. Hartes Knowhow. Aber es geht auch etwas leichter!

Denn viele Tageszeitungen haben eine Wochenendbeilage. Oder ein Ressort „Leben“.

Willst du denen nicht mal erzählen, wie es ist, wenn du auf Partys erwähnst, was du machst? Und wie dann plötzlich eine Menschentraube an dir dran hängt, die wissen will, wie sie in Zeiten der Inflation aus dem Dispo kommt?

Du merkst:  Es gibt für jedes Produkt und jedes Thema dahinter verschiedene Zugänge, manchmal sogar innerhalb desselben Mediums – und dann ist jeweils ein anderer Ansprechpartner zuständig.

Und je kreativer du sie nutzt, um so höher sind deine Chancen, im redaktionellen Teil zu landen – da, wo du hinwillst!

Wie du in einer Redaktion den richtigen Ansprechpartner findest, erkläre ich dir in diesem Video:

In die Presse kommen – das willst du auch? Dann lass dich von uns begleiten!

Ein Gedanke zu „So bekommst du Presse für dein Produkt“

  1. Pingback: Pressearbeit: Die Grundaustattung | wasjournalistenwollen

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.