"Seitdem ich in der Presse bin, muss ich keine Preise mehr diskutieren"
Als Teresa Stockmeyer sich vor zwei Jahren als Teamentwicklerin selbständig machte, wollten potenzielle Kunden ständig wissen: Geht das nicht günstiger? Dank Pressearbeit ist endlich Schluss mit nervigem Gefeilsche.
Vor einem Jahr hast du uns erzählt, dass du eine Frage echt nicht mehr hören kannst…
Ja, in Kennenlern-Gesprächen mit potenziellen Kunden ging es damals fast immer nur um eines: Geld – und warum ich soviel koste. Ich hatte zwar jede Menge Berufserfahrung und gute Referenzen. Aber als Einzelkämpferin war ich neu im Markt – und musste deshalb immer wieder meine Honorare rechtfertigen. Dann habe ich verstanden, wie Journalisten mir dabei helfen können.
Erzähl, wie denn?
Dank eures Programms musste ich genau überlegen: Welche Lösungen für Probleme habe ich anzubieten? Und welche Fragen haben Journalisten im Kopf, wenn sie nach Themen für ihre Leserinnen und Leser suchen? Und wo ist die Schnittmenge zwischen den beiden? Wenn man da einhakt, und Presse-Veröffentlichungen hat, pusht das die eigene Reichweite und Glaubwürdigkeit enorm. Und nicht nur das: Als Expertin im Karriereteil eines großen Mediums erreiche ich direkt meine Zielgruppe, ohne große Streuverluste.
Also hast du dir Themen überlegt, über die du sprechen kannst?
Ich habe erstmal meine Hausaufgaben gemacht und recherchiert: Wie werde ich gefunden, welche Google-Suchergebnisse sind mit meinem Namen verbunden? Wird dabei klar, was ich anbiete? Dann habe ich meine Startseite so indexiert, dass sie ganz oben auf der Google-Suchseite auftaucht und den „Über-mich“-Bereich auf der Seite ausgebaut. Denn der ist für Journalisten genau wie für Kunden interessant.
Und dann ging’s los?
Aber sowas von! Nach vier Wochen hatte ich nicht nur die Anfrage der “Welt”, sondern durfte auch einen Gastbeitrag in einem Branchenmagazin für Energiekonzerne veröffentlichen. Und die dpa hat auch direkt angebissen, was zu vielen Veröffentlichungen in tagesaktuellen Medien geführt hat. Das fand ich recht beachtlich. Ein gutes halbes Jahr später war ich in vielen großen Medien: „Süddeutsche“, „Handelsblatt“, „FAZ“, „Stern“.
"Mein Geheimrezept: Die Kombination aus Expertise, aktuellen Anlässen und einem überraschenden Spin, gerne auch ein bisschen provokativ."
Teresa Stockmeyer
Teamentwicklerin & agile Coach
Glückwunsch, was für ein Turbo! Hast du ein Geheimrezept?
Die Kombination aus Expertise, aktuellen Anlässen und einem überraschenden Spin, gerne auch ein bisschen provokativ.
Sag mal ein Beispiel, bitte.
In der Weihnachtszeit habe ich ein Thema gepitcht, das hieß “Zu viel Harmonie im Team kann schädlich sein”. Das hatte einerseits den Bezug zur Jahreszeit, denn Harmonie und Frieden sind ja auch in der Familie ein Thema über die Feiertage. Andererseits so einen „Hoppla“-Dreh, weil man sich fragt: Wie bitte, was ist denn falsch, wenn wir uns gut verstehen?
Wer hat angebissen?
Daraus wurde ein langer Artikel auf stern.de. Und weil wir in dem Interview auch auf den Aspekt „schwierige Typen in Arbeitsteams“ zu sprechen kamen, ergab sich gleich noch ein zweiter. Aber auch aktuelle Themen auf Social Media und in der Tagespresse inspirieren mich für meine Themenangebote.
Das heißt, du verfolgst Social-Plattformen und überlegst, wie daraus ein Dreh für dich werden könnte?
Genau, es gab zum Beispiel auf LinkedIn kürzlich eine emotionale Diskussion über Unternehmen in England, die ihren Mitarbeitenden eine gewisse Zahl an frei verfügbaren „Null-Bock-Tagen“ gönnen. Self-care oder mangelnde Leistungskultur? Rasch schwappte das Thema von Social Media in die traditionelle Presse. Das habe ich genutzt. Mein Spin war: Zu viel Leistungsdenken ist verbunden mit der Gefahr, dass wir nicht auf unsere Ressourcen achten. Und ich habe Vorschläge gemacht, wie man dieses Instrument sinnvoll einsetzen könnte. Auch das war ein Volltreffer.
"Vieles von meinem Know-how ist längst nicht so selbstverständlich wie ich dachte. Sondern wirklich wertvoll für andere."
Teresa Stockmeyer
Teamentwicklerin & agile Coach
Und wenn es gerade keinen passenden Aufreger auf Social Media gibt?
Umfragen, Trends und Statistiken eignen sich ebenfalls gut als Anlass, solange die Quelle seriös und aktuell ist. Es gibt eine neue Studie, wie viel Zeit Menschen in Online-Meetings verbringen? Dann verbinde ich das mit dem Thema „Wie vermeidet man sinnlose Teams-Termine?“. Ich lese außerdem täglich Tageszeitungen, meist online, habe Google Alerts zu bestimmten Schlagwörtern aktiviert, oder lasse das KI-Tool “Perplexity” Ideen für mich finden. Etwa: Was treibt HR-Menschen um? Das ist ein super Sparringspartner, der mich auf Ideen bringt und im Gegensatz zu ChatGPT korrekte Quellen angibt. Drei Anfragen pro Tag sind da gratis.
Du hast jetzt ein paar Mal betont, wie wichtig dir Online-Medien sind. Print nicht so sehr?
Online ist bisher meine Priorität, denn wenn man mich heute googelt, ploppen direkt unter meiner Webseite und meinen Social-Profilen eine Reihe von Veröffentlichungen auf. Das signalisiert: Die weiß, wovon sie spricht.
Aber was ist mit Bezahlschranken, wenn man den Links folgt? Viel guter Content ist ja nur im Abo zu lesen.
Ich bitte die Journalisten meistens, mir ein PDF des Artikels zur Verfügung zu stellen. Dann kann man das auf meiner Webseite kostenfrei lesen. Aber die Aufmerksamkeitsspanne im Netz ist so kurz, da reicht schon die Ergebnisseite für einen professionellen ersten Eindruck.
Wenn du von der Zusammenarbeit mit Medien sprichst, klingt das sehr partnerschaftlich. War das von Anfang an so?
Ehrlich gesagt hatte ich anfänglich mega Respekt vor Journalisten. Vor meinem ersten Interview mit der „Welt“ hatte ich Ängste wie vor einer wichtigen Prüfung, auch wenn man es mir sicher nicht angemerkt hat. Mittlerweile bin ich um Längen entspannter. Ich komme schneller auf den Punkt, habe aber auch gemerkt: Vieles von meinem Know-how ist längst nicht so selbstverständlich wie ich dachte. Sondern wirklich wertvoll für andere.
"Häufig werde ich direkt auf meine Artikel angesprochen, und es geht fast durchgängig um Inhalte, nicht mehr um Geld. Über meine Preise muss ich jedenfalls nicht mehr diskutieren."
Teresa Stockmeyer
Teamentwicklerin & agile Coach
Was kommt als nächstes, der große Talkshow-Auftritt?
Fernsehen ist nicht so weit oben auf meiner Liste, auch wenn ich es nicht ausschließe. Ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt, fühle mich wohler, wenn ich anderen eine Bühne gebe. Als eine Einladung zum Frühstücks-TV bei einem Privatsender nicht zustande kam, war ich im Nachhinein froh. Wenn das Umfeld zu seicht ist, hätte ich Angst, mir beruflich eher zu schaden als zu nutzen.
Und, wo stehst du heute nach einem dreiviertel Jahr Pressearbeit? Immer noch nervige Kundenfragen?
Im Gegenteil, die Gespräche haben sich komplett verändert. Häufig werde ich direkt auf meine Artikel angesprochen, und es geht fast durchgängig um Inhalte, nicht mehr um Geld. Es dauert auch nicht mehr so lange von der unverbindlichen Anfrage bis zur Buchung. Über meine Preise muss ich jedenfalls nicht mehr diskutieren.
AUSSCHNITTE VON TERESAS VERÖFFENTLICHUNGEN
TERESA STOCKMEYER
Teresa Stockmeyer, 45, lebt und arbeitet als Teamentwicklerin und agile Coach in Hamburg, mit einem Hintergrund in Kommunikationswissenschaften, Soziologie, BWL und Marketing. Sie entwickelt und moderiert Workshops für Teams, begleitet Projekte und berät bei beruflichen Herausforderungen.
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