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"Erst lief nichts – und plötzlich rollte die Lawine"

Pressearbeit ist ein dickes Brett, aber das Bohren lohnt sich – das hat Pflegeexpertin Susanne Karner mit ihrem Business gemerkt. Woran es liegt, wenn lange nichts passiert –  und bei welchen Themen sich Hartnäckigkeit besonders auszahlt, erzählt sie hier

Susanne, ich weiß noch, als du bei den “Presse Rockstars” angefangen hast, hattest du noch gar nichts: weder eine Webseite noch eine Pressestrategie. Wie ging es nach dem Kaltstart weiter?

Mein ursprünglicher Plan war, Menschen zu unterstützen, die in Pflegeberufen arbeiten – etwa durch Kurse für Selfcare. Aber schon bei einem Gründungscoaching hatte man mir geraten, lieber ein Angebot für Menschen zu entwickeln, die weit entfernt von ihren alten Eltern wohnen. Die sich um diese Eltern kümmern müssen, aber nicht wissen, wie sie das anstellen sollen, weder organisatorisch noch psychisch. Und dann hast du in dieselbe Kerbe gehauen und eine Journalistin beim get-together ebenfalls. So habe ich mich letztendlich umstimmen lassen.

Eine gute Entscheidung aus heutiger Sicht! War dir damals schon klar, wie du professionelle Pressearbeit für dich nutzen kannst?

Dass sie wichtig ist, wusste ich schon. Noch bevor ich bei den “Presse Rockstars” angefangen habe, hatte mir ein befreundeter Journalist einen Kontakt zum „Spiegel“ besorgt. Nachdem ich die Journalistin dort angeschrieben habe, meldete sie sich umgehend zurück und machte ein Interview mit mir. Das war sicher ein bisschen Glück. Aber vermutlich habe ich auch instinktiv richtig gehandelt: Es gab einen konkreten Anlass, und ich habe ein Thema angeboten. 

Glückwunsch! Wie hast du das ausgebaut?

Das war ein ganz schöner Ritt! Ich habe ja eine Zeitlang alles parallel gemacht: Neben einer Festanstellung gegründet, ein Fachbuch geschrieben, meine verschiedenen Produkt-Pakete entwickelt, einen Presseverteiler aufgebaut und eine Pressestrategie ausgearbeitet. Gemeinsam mit meinen Mentorinnen habe ich im Kurs an meinen Themen gefeilt: sie klein und nutzwertig zugeschnitten, mir überlegt: Was liest meine Zielgruppe, wo will ich unbedingt rein. Und dann…

…dann lief dein Mailpostfach so richtig heiß?

Nein, eben nicht! Es war ziemlich frustrierend, gerade nach dem guten Start auf „Spiegel online.“ In sechs Monaten hatte ich gerade mal ein einziges Interview in einer Regionalzeitung zum Thema “Self Care für Angehörige”. 

"Auf einmal wollten alle was von mir – die Donna, Alles für die Frau der Stern. Und ich habe gelernt: Auch wenn Journalisten oft einen großen Vorlauf haben – wenn sie einen dann anfragen, muss es oft ganz fix gehen."

Susanne Karner
Pflegeexpertin

Hattest du das Gefühl, du machst etwas falsch?

Das nicht. Von manchen Journalisten bekam ich die Rückmeldung: Wir finden das Thema gut und wichtig, dringen damit aber nicht durch in den Redaktionen. Eine Journalistin hat mir erklärt, dass sie oft sehr langfristig plant. Sie sagte: “Susanne, das dauert einfach. Hab Geduld”.

Das kenn’ ich aus  eigener Erfahrung als Journalistin.
Ich nenne es im Nachhinein die Zeit des Säens, weil ich so viele Themen an so vielen Stellen gepitcht habe. Und dann warten musste, ob sie auf fruchtbaren Boden fallen. Aber ich habe nicht locker gelassen, sondern systematisch nachgehakt. Und sogar Buch darüber geführt, mit wem ich was vereinbart hatte. Und dann plötzlich, nach einem halben Jahr Arbeit…

Dann flutschte es doch?

Aber sowas von! Auf einmal wollten innerhalb kürzester Zeit alle was von mir – Frauenmagazine wie “Donna”, „Alles für die Frau“, die „Bunte Gesundheit“, der „Stern“. Und ich habe gelernt: Auch wenn Journalisten oft einen großen Vorlauf haben – wenn sie einen dann anfragen, muss es oft ganz fix gehen.

Erntezeit, super! Wie viele Veröffentlichungen waren es?

Acht in kürzester Zeit, davon sechs auf dem Titel.

"...im Kennenlerngespräch höre ich zunehmend, dass die Leute über die Presse auf mich aufmerksam geworden sind. Und ich sehe ja selbst, dass nach Veröffentlichungen zu bestimmten Keywords mehr nach mir gesucht wird.

Susanne Karner
Pflegeexpertin

Wow, Glückwunsch! Welche Art von Themen kamen denn besonders gut an?

Nutzwert, Nutzwert, Nutzwert. Ganz oft ging es in den Interviews um Schuldgefühle von Angehörigen und um die Eltern-Kind-Beziehung. Aber genauso oft auch um praktische Fragen wie Pflegeversicherung, Beratungsstellen usw., also um handfeste Tipps. Manche wollten aber auch über meinen persönlichen Werdegang etwas wissen, also über meinen Bezug zum Thema.

Warst du denn mittlerweile schon in all deinen Wunschmedien?

Nein, da gibt es noch ein paar offene Posten. Die „Apotheken-Umschau“ zum Beispiel, die wäre perfekt, um meine Zielgruppe zu erreichen. Solche Gratis-Zeitschriften hatte ich vor den “Presse Rockstars” gar nicht auf dem Schirm. Aber die bringen mir viel neue Kundschaft, oft mehr als Kaufzeitschriften.

Bekommst du manchmal Rückmeldung auf deine Veröffentlichungen?

Es kommt vor, dass Leute mir mailen und sagen: Ich saß vorhin beim Arzt im Wartezimmer und habe mir die Seite mit Ihrem Kontakt aus einem Lesezirkel-Magazin herausgerissen. Sie sind genau, was ich brauche. 

Das heißt, die Pressearbeit bringt dir messbar neue Kunden?

Ich würde sagen: Sie wird als Säule immer wichtiger. Mein persönliches Netzwerk und Weiterempfehlungen sind aktuell immer noch die Hauptquelle für meine Neukunden-Akquise. Aber im Kennenlerngespräch höre ich zunehmend, dass die Leute über die Presse auf mich aufmerksam geworden sind. Und ich sehe ja selbst, dass nach Veröffentlichungen zu bestimmten Keywords mehr nach mir gesucht wird.

"Ich denke, viele Selbstständige wissen überhaupt nicht, auf was für einer Schatzkiste sie sitzen. Und dass sie etwas zu erzählen haben, das Journalisten brennend interessiert."

Susanne Karner
Pflegeexpertin

Du hast dich ja Ende 2023 selbstständig gemacht – kannst du jetzt, ein Jahr später, vollständig von deinem Business leben?

Noch nicht ganz. Ich habe etwa zwei neue Kunden pro Monat und 75 Prozent, die verlängern. Parallel baue ich mir gerade noch ein weiteres Standbein auf: Ich berate Tech-Unternehmen, die Apps im Pflegebereich entwickeln. Gerade spreche ich mit einer großen Krankenkasse über eine Kooperation in diesem Bereich. 

Und bei der Pressearbeit bist du auch weiter am Ball?

Derzeit bin ich nicht so aktiv. Ich nutze noch immer den Schwung der ersten Welle. Aufs Fernsehen bin ich gar nicht so scharf, denn ich bin eher der schüchterne Typ. Aber ich werde demnächst wieder eine Kampagne starten. Denn ich weiß ja durch euch: Einmal Presse und dann nie wieder, das reicht nicht. Aber weißt du, was mich freut?

Na?

Dass ich das, was ich gelernt habe, auch an andere weitergeben kann. Kürzlich habe ich eine junge Frau kennengelernt, die mit 27 Jahren ein Unternehmen gekauft und die Führung übernommen hatte. Eine richtige Erfolgsgeschichte. Aber sie hatte keine Ahnung, wie man damit in die Presse kommt – bis ich ihr ein paar Tipps gegeben habe. Ich denke, viele Selbstständige wissen überhaupt nicht, auf was für einer Schatzkiste sie sitzen. Und dass sie etwas zu erzählen haben, das Journalisten brennend interessiert.

AUSSCHNITTE VON SUSANNES VERÖFFENTLICHUNGEN

Dr. Susanne Karner
Pflegeexpertin Dr. Susanne Karner berät  Menschen, die ihre älter werdenden Eltern umsorgen möchten, aber nicht in ihrer Nähe leben. Dabei geht es ihr sowohl um psychische Unterstützung als auch um handfeste Hilfestellung bei Pflegeversicherung & Co.

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.

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