Du liebst Aufrichtigkeit und Transparenz? Klasse, deine Kunden auch! 5 Situationen, in denen “ehrlich” im Marketing punktet und du zeigen kannst, wofür du stehst.
Du hast monatelang geschuftet, aber jetzt steht es endlich, dein neues Produkt. Nun soll natürlich alle Welt erfahren, wie toll es geworden ist.
Du jubelst und preist es an auf Social Media – und dann bekommst du nur eine Handvoll Likes und ein lauwarmes „Glückwunsch“.
Weißt du, wie sich vermutlich viel mehr Leute für deine neuste Kreation interessiert hätten? Wenn du erzählt hättest, wie anstrengend der Weg bis zur Fertigstellung war. Von den Nächten, in denen du kaum Schlaf bekommen hast oder wie du bis zum Schluss gezittert hast, ob alles rechtzeitig fertig wird.
Ich nenne das: ehrliches Marketing.
Und das zieht Menschen an.
Klar, auch ich möchte zeigen, dass ich
- ein Erfolgsmensch bin,
- viele glückliche Kunden habe,
- Lösungen anbiete, die auch wirklich funktionieren.
Aber Misserfolge gehören genauso zu mir und meinem Business dazu, wie alles andere auch.
Und wenn ich auf Social Media erzähle, wenn mal was so richtig in die Hose gegangen ist, dann passiert etwas ganz Wunderbares: Ich baue eine Beziehung zu Menschen auf. Ich baue Vertrauen auf, weil die Menschen merken: Der gelingt auch nicht alles. Die liegt auch mal daneben.
5 Beispiele, in denen gnadenlose Ehrlichkeit gut für dein Marketing ist
Beispiel 1: Bei Social Media
“Diese Woche ist mir etwas richtig Doofes passiert” – wenn ich so in einen Social-Media-Post einsteige, weiß ich aus Erfahrung: der wird vermutlich durch die Decke gehen.
Denn viele Follower
- erkennen sich in der Situation wieder
- empfinden Mitgefühl
- sind froh, nicht nur heile-Welt-Storys zu lesen
- erinnern sich daran: Fehler passieren – jedem
Aber Achtung: Einfach nur rumjammern zieht andere mit runter.
Deshalb zeige ich auch gern, wie ich aus schwierigen Situationen heraus gefunden habe oder was meine Learnings für die Zukunft sind.
Darauf solltest du achten, wenn du gnadenlos ehrlich auf Social Media posten möchtest:
- Gib den Lesern mit: Was hast du aus deinem Unglück gelernt?
- Hat dich diese Erfahrung verändert? Beschreibe, wie!
- Erwähne, wenn du Dinge nun anders machst als zuvor
- Nicht nur Jammern: Was kannst du Positives aus der Geschichte ziehen?
- Liefere Mehrwert: Was können die Leser aus deinem Fehler lernen?
So haben deine Leser etwas gelernt und dein Beitrag hat sie unterhalten, vielleicht sogar motiviert.
Übrigens kannst du wunderbar deine Gründungsgeschichte nutzen, um von Fehlschlägen zu erzählen (bei dir ging ja sicherlich auch nicht alles glatt). Wie du das machst, erkläre ich dir in diesem Blogpost
Beispiel 2: Im E-Mail-Marketing
Auch meine Newsletter-Leser wissen Ehrlichkeit zu schätzen. Ab und an erzähle ich auch hier von einem Missgeschick oder Rückschlag.
Diese E-Mails
- werden häufiger geöffnet als andere
- animieren meine Leser zu antworten und ebenfalls ihre Geschichten zu teilen
- bleiben den Menschen im Gedächtnis (“Marike – das war doch die, die Backpacking so hasst!”)
Tatsächlich habe ich mal darüber geschrieben, wie ich mit 25 mit meinem damaligen Freund in Lateinamerika backpacken war – und irgendwann heulend in einer versifften Jugendherberge saß, weil ich merkte: Das hier ist nichts für mich. Ich will in ein Hotel!
In der E-Mail ging es mir eigentlich um eine ganz andere bestimmte Botschaft. Aber die Geschichte vom Backpacking war der ideale Wegbereiter, um die Botschaft zu transportieren..
Denn so ein persönlicher Fehlschlag zieht Leser so richtig in die E-Mail rein. Sie wollen mehr wissen: Wie ging es aus? Was hat sie daraus gelernt? Einfach nur eine Moral aufzuschreiben, ohne Geschichte – das ist eben nicht mal halb so spannend.
Darauf solltest du achten, wenn du von einem Rückschlag in deinem Newsletter erzählst:
- Nicht jede deiner E-Mail sollte ein große Beichte sein. Das nutzt sich auf Dauer ab. Erzähl auch schöne Geschichten und gib nutzwertige Tipps
- Nach deiner Pannen-Geschichte darf die Lektion nicht fehlen: Was kann mein Leser daraus lernen?
- Kündige schon in der Betreffzeile deine Geschichte an. “Das habe ich richtig versemmelt” oder “Ich saß heulend auf dem Bett in Lateinamerika” weckt Neugier und beschert dir richtig gute Öffnungsraten
Du findest, dein Thema ist dafür viel zu technisch? Dann hilft dir dieser Blogpost, mehr Gefühl in vermeintlich trockene Themen zu bringen.
Beispiel 3: In deinem Content
Du kannst auch in Videos und Blogposts mit Ehrlichkeit punkten, zum Beispiel, wenn du Mythen aufklärst, die in deiner Branche kursieren.
Frag dich:
- Mit welcher Fehlannahme kannst du aufräumen?
- Wo kannst du den Leuten mal erzählen, wie es wirklich ist?
- Welche Lebenserfahrung kannst du deinen Lesern mitgeben, damit sie zum Beispiel nicht den gleichen Fehler machen?
Ich zerschlage den Leuten zum Beispiel gerne die Traumvorstellung, als digitaler Nomade vom Strand aus zu arbeiten. Ich meine: Sand in der Laptop-Tastatur und dauerspiegelndes Display – das sind doch keine guten Arbeitsbedingungen! (Lass dir nichts anderes erzählen)
Auch diese Art von Content wird sehr gerne geklickt, weil er verspricht: Hier redet mal jemand Tacheles.
Darauf solltest du achten, wenn du Mythen mit deinem Content zertrümmerst:
- Versprich schon in der Überschrift: Ich erzähl dir jetzt, wie es wirklich ist
- Gib den Lesern Nutzwert mit und erwähne in der Überschrift zum Beispiel auch: “5 Dinge, die du dabei beachten solltest”
- Erzähle nur von Situationen, die du selbst erlebt oder beobachtet hast. Die Lebenserfahrung, die du den Lesern mitgeben kannst, ist wichtig für diese Art von Content
Beispiel 4: In der Pressearbeit
Ich habe viele Jahre als Journalistin gearbeitet und weiß, worauf Journalisten abfahren: ehrliche Geschichten. Sie wollen keine Jubel-Storys oder hören, dass alles glatt lief. Warum auch? Darüber gibt es ja nicht viel zu erzählen. Und wenn doch, dann ist es sterbenslangweilig.
Für Journalisten ist der Weg spannender als das Ziel: Welche Höhen und Tiefen hast du durchlebt, um jetzt da zu stehen, wo du bist?
Wenn du über deine Erfolge berichten willst, funktioniert das nur, wenn deine Geschichte auch Kontraste hat. Journalisten lieben Phönix-aus-der-Asche-Stories, bei denen Leser mitfiebern können – genauso funktioniert jeder gute Hollywood-Film. Man schließt die Protagonistin ins Herz, man begleitet sie auf ihrer Reise, steht Krisen mit ihr durch – um feiert am Ende mit ihr das Happy End (im besten Fall hat man sogar noch eine Moral mitgenommen).
Übrigens: Journalisten eine gute Geschichte anzubieten, bringt so viel mehr, als eine Pressemitteilung zu schreiben. Wenn du mir schon eine Weile folgst, weißt du, dass ich das immer wieder predige.
Eine gute Geschichte für die Pressearbeit ist immer etwas sehr Ehrliches. Inklusive Rückschau auf alle versemmelten Versuche, die es brauchte, damit du endlich Erfolg hattest (oder zumindest etwas gelernt hast).
Na gut, hier noch mal zur Erinnerung:
Darauf solltest du achten, wenn du Journalisten eine ehrliche Geschichte anbietest:
- Erzähl nicht nur von Höhen oder nur von Tiefen, die Mischung macht’s!
- Lass schon in deinen E-Mail-Betreff an den Redakteur die Story anklingen
- Erzähl und schreib in einfacher Sprache. So, als würdest du deine Geschichte einer Freundin berichten
- Ehrlichkeit bedeutet nicht, dass du jedes unwichtige Detail erwähnen musst. Erzähl nur das, was wichtig ist, um die Geschichte zu verstehen
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Beispiel 5: Wenn du etwas verkaufst
Klar, wir alle zeigen uns von der besten Seite, wenn wir verkaufen.
Aber dabei sollten wir immer ehrlich sein.
Deshalb rate ich auch durchaus mal davon ab, sie für meine Kurse anzumelden, wenn es noch zu früh ist.
Deshalb sage ich in Launch-Zeiten: “Willkommen zu dieser Masterclass, du bekommst jetzt ganz tollen Input von mir – und am Ende zeige ich dir, wie du mit mir arbeiten kannst”.
Deshalb betone ich mittlerweile auch, mit welchen Themengebieten ich NICHT so viel anfangen kann.
Denn Ehrlichkeit ist nicht nur etwas, das mir am Herzen liegt – sie funktioniert auch als Verkaufshebel (wenn sie ernst gemeint ist).
Genau deshalb werden ja auch überall Kundenstimmen eingesetzt. Denn wenn jemand anderes mein Angebot anpreist, wirkt das gleich viel ehrlicher, als wenn ich selbst es tue. (Hier habe ich noch mal genauer aufgeschrieben, warum du unbedingt Kundenstimmen brauchst und was du dabei beachten solltest).
Für mich ist allerdings ganz klar – und für dich hoffentlich auch: Testimonials dürfen niemals ausgedacht oder erkauft sein. Sie müssen von echten Menschen stammen, die ihre ehrliche Meinung über dich und dein Business sagen.
Darauf solltest du achten, wenn du ehrlich verkaufen willst:
- Sag deinem Gegenüber, wenn du ihn verstehen kannst oder auch mal in derselben Situation warst
- Versprich keine Erfolge, die deine Kunden nicht erreichen können
- Wenn etwas hart oder beschwerlich zu erzielen ist, dann tu nicht so, als wäre es die leichteste Übung – denn das fliegt früher oder später auf.
- Denk dir nichts aus. Das ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern kann dir auch ruckzuck auf die Füße fallen
Liebe Marike,
herzlichen Dank für diesen Beitrag: Bei all den perfekten Hochglanz-Erfolgs-Glamour-Posts fehlt oft das echte Leben. So wohltuend, dass du uns erinnerst, dass wir alle Menschen sind mit guten und erfolgreichen Tagen und auch mit „Bad-Hair-Days“. Ich empfinde es so, dass die Menschen / Kunden immer feinfühliger werden und es satt haben, etwas Poliertes zu sehen. Ehrlichkeit und Mitgefühl ziehen immer mehr ins (Online)Marketing ein, und das ist gut so.
Herzliche Grüsse, Stefanie
Hallo Stefanie,
da hast du Recht! Die meisten Reaktionen auf z.B. Social Media bekomme ich weiterhin auf Beiträge, die Farbe bekennen – gerade über die nicht so schönen oder einfachen Themen. Und es kann auch total befreiend sein, nichts aufpoliertes zu zeigen!