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Erzähl doch mal: Boris Thomas von Lattoflex über den Erfolg seiner PR

Vor ein paar Jahren machte Boris Thomas von der Firma Lattoflex etwas ziemlich Radikales: Er schmiss alle PR- und Werbeagenturen raus. Seither kümmert er sich selbst um PR und Marketing. Warum das ein richtig guter Schritt war, und warum er Journalisten gegenüber nie sein Produkt erwähnen würde, das erkärt er im Interview.

Herr Thomas, warum wollen Sie nicht mehr mit PR- und Werbeagenturen zusammenarbeiten?

Das Hauptproblem der meisten Agenturen: Es gibt da zu viele Künstler. Die wollen sich selbst verwirklichen. In der Folge machen sie Werbung, die schön ist, die ihnen gefällt. Unser Thema sind aber Matratzen und Lattenroste. Das ist nicht besonders sexy, und das sollte man auch nicht auf Zwang auf sexy oder Wellness drehen. Ich will Werbung, die einen messbaren Erfolg hat. Die verkauft. Mittlerweile ist ja alles messbar: die Klickzahlen, die Conversion-Rates einer Anzeige im Internet, die Öffnungsraten von Emails. Man kann also einwandfrei feststellen, was tatsächlich funktioniert. Wir haben zum Beispiel für eine Kampagne 800 Bilder getestet – und da hat sich dann eines durchgesetzt, von dem ich es nie gedacht hätte. Sowas will aber in den Agenturen niemand hören.

Wie schaffen Sie das, sich jetzt um alles selbst zu kümmern?

Statt auf Agenturen setze ich auf Spezialisten: Ich weiß, wer gute Texte macht, ich habe jemanden, der tolle Landingpages baut. Und ich selbst kenne mich einfach aus mit Online-Marketing. Viele Agenturen glauben ja noch immer, es gehe dabei um Katzenvideos und möglichst viele Likes auf Youtube. Ich habe mir einmal die Zeit genommen, herauszufinden, was funktioniert. In der Folge sieht unsere Werbung seit acht Jahren exakt gleich aus – wir tauschen nur mal ein Produktfoto aus. Wenn die Markenbotschaft einmal steht, dann wird die Kommunikation super leicht. Aber ja: Es war schon ein schmerzhafter Prozess, dorthin zu kommen.

Warum?

Man muss sich entscheiden: Was kann ich gut? Aber auch: Was kann ich nicht? Wir haben uns etwa vom Thema Schlafen getrennt. Wir sind die für Leute mit Rückenschmerzen, Punkt. „Besser schlafen“ ist ein schwammiges Thema. Das konvertiert auch nicht. Rückenschmerzen dagegen sind ganz konkret. Diese Erkenntnis hat gute zwei Jahre gedauert.

Was hat es Ihnen konkret gebracht, Marketing und PR selbst in die Hand zu nehmen?

Wir sparen massiv Kosten ein. Eine Agentur kommt permanent mit kreativen Ideen, das ist ja auch deren Job. Da ist man dauernd in Versuchung, Geld auszugeben. Wir haben jetzt viel mehr Mittel, um nach draußen zu kommunizieren, weil wir nicht alle halbe Jahre überlegen: Ist Grün jetzt die Trendfarbe der Saison? Sollte man das Logo mal auffrischen? Wir haben uns einmal klar aufgestellt und machen Werbung, die Produkte verkauft.

Wie sieht Ihre „Kommunikation nach draußen“ konkret aus?

Der wichtigste Kanal ist ganz klar das Internet. Die klassische Werbung haben wir ganz stark zurückgefahren. Unser größter Etat ist die Facebook-Werbung.

Und wie interessieren Sie Journalisten für sich?

Wir sprechen nur noch über Rückenschmerzen. Wenn ich vor Journalisten über mein Produkt spreche, habe ich keine Chance. Da schlafen die ein. Bei Rückenschmerzen habe ich die Leute an Bord. Wir betonen den Nutzen unseres Produkts und etablieren uns als Experten für das Thema.

Wieder meine Frage: DAS schaffen Sie auch noch alles so nebenbei?

Für mich sind Marketing und PR ganz klar Chefaufgabe, das würde ich niemals delegieren. Für alles andere – für den Vertrieb, die Produktion – kann man gute Leute finden. Wenn das Marketing nicht funktioniert, können die Produkte noch so toll sein. Deshalb mein Tipp an alle: Mach’s selbst, kämpfe dich da durch!

Mehr über das Unternehmen: www.lattoflex.com

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.

7 Gedanken zu „Erzähl doch mal: Boris Thomas von Lattoflex über den Erfolg seiner PR“

  1. Hallo Marike, wow – das ist wirklich anders. … wenn man sich das Video auf der Seite von Lattoflex einmal anschaut, wird auch klar, daß hier eine "Entwicklungeschichte" eines Unternehmens geschildert wird – mit all seinen Emotionen.
    Toll gemachte PR. Chapeau.
    Grüße Mark

  2. Sehr gutes Interview – habe da gerade so einen Aha Effekt erlebt, von dem ich gern berichten will. Ich bin seit 2 Jahre als Rechtsanwältin selbständig mit dem sehr speziellen Thema "Trennungsmanagement" oder wie ich es sage "fair und wirtschaftlich kündigen". Da schlafen im ersten Moment auch alle bei ein bzw hören weg obwohl da ein sehr großer Bedarf ist. Erst wenn das "Kind in den Brunnen gefallen ist", kommen die Mandanten. Nur sehr wenige beschäftigen sich proaktiv damit. Ich suche auch immer noch nach dem richtigen Aufhänger – werde da jetzt um so mehr darauf rum denken. Falls Dir spontan, eine Hilfestellung für mich einfällt, wäre das super. Danke aber jedenfalls schon mal für den Text. Beste Grüße Dagmar

    1. Hallo Dagmar, um was für Trennungen geht es denn? Generell kann es eine gute Idee sein, dich als Experte für ein Thema zu etablieren, also Ratschläge zu geben und die "go-to-Person" für diese sehr speziellen Fragen zu werden. Besonders bei Nischenthemen funktioniert das gut. So wie Lattoflex "die für Rückenschmerzen" sind, könntest du "die für xy" werden. (Was genau xy ist, kann ich dir erst sagen, wenn ich genauer weiß, was dein Thema ist – habe es in der Kürze nicht ganz verstanden). Viele Grüße!

      1. P.S. Wenn du wissen willst, wie du zum Experten wirst, könnte dir mein 10-Tages-Training helfen. Ein paar meiner Tipps zielen auf das Thema ab. Einfach auf dieser Seite auf "Tipps" klicken und kostenlos anmelden.

  3. Danke für die Motivation! Interview und Firmenvideo sind einfach echt und ehrlich.Wir sind mit unserem nachhaltigen Pensionsbetrieb jetzt 10 Jahre am Markt. Auch wenn ich nur einen ganz kleinen Betrieb habe, habe auch ich schon diese AHA Erlebnis gehabt in einer Situation , wo es um die Kommunikation nach außen ging, zu erleben, dass ich es am Ende doch besser kommunizieren kann als andere. Und ich muß mich als Autodidakt da echt reinknien.Wenn man es aber mit dem Herzen tut, wächst man an seinen Fehlern und wird am Ende für die Kunden noch glaubwürdiger.
    Ich werde jetzt mal an den Texten feilen, damit es noch besser zu uns paßt.
    Vielen Dank für den Input, Uta Janbeck

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