Wer Pressearbeit für Vereine machen will, muss sich anstrengen – schließlich gibt es in Deutschland über 600.000¹ Konkurrenten! Um in der Vielzahl der Vereine aufzufallen, braucht es allerdings mehr als eine dröge Pressemitteilung. Was das ist, erkläre ich hier.
Sicher kennst du das Sprichwort “Tue Gutes und rede darüber.”
Wenn du in einem Verein aktiv bist, gilt für Teil 1 dieses Satzes schon mal: check!
Aber jetzt möchtest du gerne, dass mehr Leute von eurer tollen Truppe erfahren? Zum Beispiel, um
- neue Mitglieder zu gewinnen
- Spenden einzutreiben
- Ehrenamtler an Bord zu holen
- ein Event publik zu machen?
Da wären wir bei Teil zwei. Und dafür ist ein Beitrag von deinem Verein in der Presse – egal ob in der Lokalzeitung, in einem Online-Magazin, im Radio oder im TV – das ideale Megaphon.
Denn: Pressearbeit für Vereine
- kostet nichts (außer ein bisschen Zeit)
- wirkt seriös und stärkt das Image
- ist ein super Multiplikator: Mit einem Artikel erreichst du auf einen Schlag ganz viele Interessenten
Hier verrate ich dir, wie du Pressearbeit für Vereine angehen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist Pressearbeit für Vereine besser als Werbung?
Nochmal kurz die Basics.
Eine Werbeanzeige in der Lokalzeitung kann funktionieren – wenn deine Zielgruppe über 60 ist. Oder eher über 70.
Denn, ganz ehrlich: Wer liest heute noch Zeitungsannoncen, außer ältere Menschen mit viel Zeit?
Außerdem verschlingen Anzeigen ziemlich schnell ziemlich viel Geld (und welcher Verein hat das schon, außer dem FC Bayern München?).
Aber es gibt noch ein weiteres Problem mit bezahlten Anzeigen.
Wenn aktive Mitglieder oder Unterstützer eine Zeitungsanzeige sehen, könnten sie nämlich denken: Ach, da geht also das Geld hin, das ich monatlich an den Verein überweise?
Wenn dagegen ein Journalist einen Artikel über deinen Verein schreibt (oder dich z.B. für einen Radiobeitrag interviewt), kann das gleich doppelt positiv rüberkommen:
- Dein Verein sticht aus der Masse heraus (“In unserer Stadt gibt’s fünf Fußballvereine – aber nur einer steht regelmäßig mit tollen Aktionen in der Zeitung!”)
- Dein Verein kommt seriös rüber (“Auf ihren eigenen Flyern können die ja viel behaupten – aber hier hat ein neutraler Journalist recherchiert”)
Was interessiert Journalisten?
Eines gleich vorweg: Es sind nicht Pressemitteilungen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Denn: Journalisten werden täglich zugeschüttet mit langen Pressetexten. Da ist es schon verdammt schwer, aus der Masse herauszustechen. Zumal die Inhalte auf Journalisten meist gähnend langweilig wirken.
Eine neue Vorsitzende oder das jährliche Sommerfest sind nicht wirklich spannende Aufhänger für einen journalistischen Bericht.
Außerdem mögen Journalisten es gar nicht, wenn sie das Gefühl haben: Da will jemand, dass ich gratis für ihn Werbung mache. Das gilt auch für Vereine – selbst wenn es bei euch nicht ums Geldverdienen geht!
Aber was funktioniert dann?
Nun, da hätte ich ein paar Pro-Tipps für dich.
Was läuft, sind nämlich Geschichten über Menschen – und über Tiere. Also Storys, die eure Projekte erzählen und greifbar machen.
Die dürfen gerne emotional sein. Beispiele gefällig? Bittesehr:
🐶 Im Tierschutzverein: eine Geschichte über den Golden Retriever, den ihr in besonders schlechtem Zustand übernommen habt und der heute als Therapiehund eingesetzt wird
⚽ Im Fußballverein: ein Kind mit Fluchthintergrund, das in der Jugendmannschaft Rückhalt bekommen, sein Deutsch verbessert und Selbstbewusstsein gewonnen hat
📚 Im Literaturverein: ein besonderes Projekt, bei dem Literatur von vergessenen weiblichen Autorinnen gelesen wird
🎓 Im Schulverein: eine Gruppe von Ehrenamtlichen, die zweimal wöchentlich gesunde Snacks für Grundschüler zubereitet und Lebensmittelspenden sucht
Denn Journalisten wollen Fakten und Entwicklungen am liebsten über Menschen erzählen. Geh deshalb auf die Suche nach Einzel-Schicksalen oder persönlichen Geschichten in deinem Verein – sie funktionieren am allerbesten!
Die Beispiele zeigen auch: Oft bieten sich aktuelle Entwicklungen als Aufhänger an. Was bedeuten neue Gesetze oder größere Entwicklungen für die Menschen, mit denen ihr im Verein täglich zu tun habt?
Etwa wenn…
🥖 du als Mitarbeiterin der lokalen “Tafel” darüber berichten kannst, warum die steigende Inflation zu einem enormen Run auf Hilfsangebote führt
🐶 du als Vorsitzende des örtlichen Tierschutzvereins die Erfahrung gemacht hast, dass nach Abflauen der Pandemie mehr Haustiere (die in der Pandemie vermutlich als Spielzeug angeschafft wurden) einfach ausgesetzt werden
🎺 im Jugendorchester eures Musikvereins Kinder aus jüdischen und palästinensischen Familien gemeinsam Stücke einstudieren.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, was eine gute “Story” ausmacht, schau dir gern mein Video dazu an:
Keine Stories zu bieten? Nutze Expertenwissen!
Wenn dir gerade keine aktuelle Geschichte aus deinem Verein einfällt, kannst du dich der Presse auch als Experte für ein Interview anbieten.
Denn sicherlich kennst du dich durch die Vereinsarbeit in einem Thema extrem gut aus: ob nun bei der Feuerwehr, im Judo oder in der interkulturellen Elternarbeit. Das kann ein guter Aufhänger für Pressearbeit für Vereine sein!
Genau dieses Wissen könnte für Journalisten spannend sein!
Hier wieder ein paar Beispiele:
🚒 Als Kommandant bei der Freiwilligen Feuerwehr bist du ein super Gesprächspartner für Brandschutz im eigenen Zuhause (nicht nur zur Weihnachtszeit!)
🥋 Als Judotrainerin kann du ganz viel erzählen über die besten Selbstverteidigungs-Moves für Frauen
👨👩👦 Als engagierter Vater in einer mehrsprachigen Elterninitiative weißt du, wie Familien aus verschiedenen Kulturen voneinander profitieren, und wo Konfliktpunkte sind
Und natürlich kannst du auch wieder überlegen: Was passiert gerade „da draußen“? Habt ihr dazu was zu sagen? Könnten jemand aus eurem Verein aktuelle Geschehnisse auf die lokale Ebene „runterbrechen“?
Etwa, indem sie
- aufzeigen, was Gesetz XY für euren Verein für Folgen hat
- erklären, was eine aktuelle Entwicklung für die Menschen bedeutet, mit denen ihr täglich zu tun habt
- einschätzen, was ein aktuelles Geschehnis für Auswirkungen auf euer Themengebiet haben wird
Wie gehe ich Pressearbeit für Vereine praktisch an?
Deine ersten Schritte auf deinem Weg zur Pressearbeit für Vereine können sein:
- Du baust einen Pressebereich auf eurer Webseite auf
- Du fragst in der Lokalredaktion nach, welchen Journalisten du zu Themen rund um [dein Themengebiet] kontaktieren darfst (ein kurzer Anruf genügt!)
- Du sprichst Mitglieder an, die interessante Storys zu erzählen haben und fragst, ob sie sich dazu interviewen lassen würden
- Du überlegst, welche Anlässe und Events interessant sind (und warum)
- Du kontaktierst Journalisten und bietest Interviews mit dir oder anderen aus deinem Verein an
Noch ein paar Tipps zur Kontakt-Aufnahme
- Schreib das Wichtigste schon in die Betreffzeile – zum Beispiel „Mehr Andrang bei der Reutlinger Tafel als im Vorjahr“ oder „Selbstverteidigung: Wir stärken junge Frauen“
- Verzichte auf das Wort „Pressemitteilung“, denn es nimmt viel Platz in der Betreffzeile weg
- Schreib sehr verständlich – als würdest du einem Bekannten eine Mail schicken. Viele verfallen in viel zu komplizierte Sprache, wenn sie sich an Journalisten wenden!
- Komm in der E-Mail sofort zum Punkt und sag, dass du dem Journalisten gern ein Interview-Angebot machen würdest – und zwar zum Thema [dein Thema in einem Satz]
- Erkläre in ein paar Bullet Points weitere Details
- Verlinke dann, wenn möglich, auf die Webseite eures Vereins, damit der Journalist sich weiter informieren kann
- Falls du nichts vom Journalisten hörst, hake ein, zwei Wochen später noch mal nach
- Zögere nicht, immer wieder neue Interview-Themen anzubieten! Du nervst damit nicht, denn an guten Geschichten und Expertenwissen sind Journalisten immer interessiert.
- Vermeide ansonsten bei der Kontaktaufnahme diese typischen Fehler
Du möchtest Schritt für Schritt wissen, wie meine Methode funktioniert – inklusive Anleitung für gute Betreffzeilen und knackige E-Mails? Dann ist mein Training „Presesarbeit für andere“ genau richtig für dich!
Online-Training „Pressearbeit für andere“
Im zweiteiligen Online-Training lernst du:
- Wie du Journalisten professionell Interviews anbietest
- Wie du auf richtig gute Themen kommst (viele Beispiele!)
- Was in deiner allerersten E-Mail stehen sollte
- Wie du deine Betreffzeile maximal interessant formulierst
- Wie du die Kontaktdaten von Redakteuren und Redakteurinnen herausfindest